Wir kamen nach Jeju für Strand, Sonne und Entspannung, aber kaum waren wir angekommen, beschlossen wir natürlich auch, den Gipfel des Hallasan (1.947m / 6.388 ft) zu erklimmen, schließlich ist er der höchste Berg Südkoreas. Keine von uns hatte Wandersachen dabei, aber AC lebt schon so lange in Norwegen, dass die meisten ihrer Klamotten ohnehin outdoor-tauglich sind. Ich hatte nur meine Laufschuhe und eine Trainingshose, aber laut AC war das völlig in Ordnung.
Wir bestellten ein Taxi, das uns um 6:30 Uhr morgens am Hotel in Hyeopjae Beach abholen sollte, damit wir direkt nach Sonnenaufgang loslaufen konnten. Unser Plan war, über den Seongpanak Trail aufzusteigen und über den Gwaneumsa Trail wieder hinunterzugehen insgesamt rund 18 Kilometer. Laut Karte gab es 2,3 Kilometer vor dem Gipfel eine Hütte, in der man sich ausruhen und etwas essen oder trinken konnte.
Als uns das Taxi am Seongpanak-Eingang absetzte, regnete es in Strömen. Ich ging also in den kleinen Laden und kaufte mir einen Regenponcho. Das Ding sah aus wie ein riesiger blauer Müllsack, und ich fühlte mich wie ein mutierter Schlumpf aber die Investition war Gold wert.
Der erste Teil des Aufstiegs lief erstaunlich gut. Wir hielten ein gutes Tempo und überholten sogar einige koreanische Wanderer. Etwa auf halber Strecke wurde es dann deutlich steiler – mit endlosen Holztreppen und Felsen und ab da waren wir es, die überholt wurden.
Als wir die Jindallaebat-Hütte erreichten, peitschte der Wind, und es regnete immer noch heftig. Unsere Schuhe waren durchnässt, die Beine schmerzten, und ACs iPhone hatte den Geist aufgegeben. Wir setzten uns also hinein, bestellten Instantnudeln und besprachen die Lage. Es war nicht gerade verlockend, wieder hinaus in den Regen zu gehen, aber nachdem wir schon so weit gekommen waren, wollte keine von uns umkehren. Also kauften wir alle Energydrinks und Schokoriegel, die wir tragen konnten, und machten uns an den letzten, steilen Abschnitt.
Der Schluss war richtig hart. Keine Bäume, kein Schutz, nur Wind, Regen und mein flatternder Schlumpf-Poncho, der drohte, mich vom Weg zu wehen. Irgendwie schafften wir es bis ganz nach oben, aber es war so neblig, dass wir nicht einmal Baengnokdam sehen konnten, den Kratersee direkt beim Gipfel (Hallasan ist ein Vulkan). Zwischendurch verlor ich AC aus den Augen, aber zum Glück war mein blauer Poncho leicht zu erkennen. Der große Moment war eher enttäuschend, also machten wir ein paar Fotos und begannen den Abstieg.
Wir waren völlig erschöpft, durchnässt, und der Weg schien kein Ende zu nehmen. Wir redeten kaum noch, jeder Schritt kostete Konzentration. Die schönen Ausblicke fotografierten wir im Vorbeigehen, ohne sie wirklich genießen zu können. Schade eigentlich, denn besonders das letzte Stück des Trails war unglaublich schön mit Lavaformationen, Schluchten und kleinen Flüssen.
Zurück im Hotel fielen wir ins Bett und schliefen zwölf Stunden am Stück. Am nächsten Morgen taten uns die Füße weh, und jeder Muskel meldete sich. Während der Wanderung hatten wir den Berg und das Wetter verflucht, aber als wir später meine Fotos durchgingen (ACs iPhone blieb tot), wurde uns klar, wie wunderschön es dort oben trotz Regen und Wind gewesen war. Und je mehr wir darüber nachdachten, desto besser fühlte es sich an, es tatsächlich geschafft zu haben bis zum Gipfel des höchsten Berges Südkoreas. Heute bin ich richtig froh, dass wir es gemacht haben.
Falls du planst, selbst den Hallasan zu besteigen, habe ich hier ein paar Tipps zusammengestellt, die deine Wanderung hoffentlich etwas angenehmer machen als unsere.
Mein Guide zum Hallasan – Südkoreas höchster Berg