
Ich mache eigentlich immer einen kurzen Stopp bei Crystal Jade am Flughafen in Hongkong, direkt nach der Landung. Der Laden liegt gleich hinter der Gepäckausgabe – man kann ihn wirklich nicht übersehen – und nach einem langen Flug gibt es kaum etwas Besseres als eine warme Schale Lamian und ein paar Xiao Long Bao. Es ist fast schon zu einer kleinen Tradition geworden: Egal wann ich ankomme oder wie müde ich bin – Crystal Jade ist immer mein erster Halt.
Die Restaurantkette aus Singapur hat verschiedene Konzepte im Portfolio, aber wenn die Leute von Crystal Jade sprechen, meinen sie in der Regel die La Mian Xiao Long Bao-Filialen. Wie der Name schon sagt, liegt der Fokus dort auf Lamian (chinesischen Nudeln) und Xiao Long Bao (gedämpften Suppen-Dumplings). Die Nudeln werden bei Crystal Jade frisch im Haus gemacht und auf den Punkt genau gegart – schön elastisch und trotzdem zart. Wenn du mal ein paar Stunden Aufenthalt am Flughafen in Hongkong hast, ist ein Besuch dort für eine Schale Lamian definitiv keine schlechte Idee.
Ich bestelle meistens die Dan-Dan Lamian, das sind Nudeln in einer reichhaltigen Erdnusssauce mit Chiliöl. Die Xiao Long Bao bei Crystal Jade sind auch richtig gut – manche sagen sogar, besser als bei Din Tai Fung. Ich könnte mich ehrlich gesagt nicht entscheiden, weil beide auf ihre Art toll sind. Die Xiao Long Bao bei Crystal Jade sind etwas größer und wirken ein bisschen rustikaler als die von Din Tai Fung, aber: größer bedeutet auch mehr Suppe drin – und das ist immer ein Pluspunkt 🙂
Beim letzten Flug nach Hongkong saß ich neben einer Frau aus Hongkong, die mit ihrer Familie unterwegs war. Sie erzählte mir, dass sie auf dem Weg in ein Skigebiet außerhalb von Seoul waren. Früher sind sie oft nach Sapporo in Japan gefahren, aber in den letzten Jahren ist das dort richtig teuer geworden, und man muss extrem früh buchen. Deshalb hatten sie sich diesmal für Korea entschieden.
Sie dachte, ich sei Koreanerin, und wollte wissen, ob ich zufällig die Öffnungszeiten vom Lotte World während Seollal (dem koreanischen Neujahr) kenne – das ist ein großer Freizeitpark in Seoul. Ich konnte ihr da nicht weiterhelfen, aber wir sind dann ins Gespräch gekommen und haben über das Thema Adoption gesprochen. Es stellte sich heraus, dass sie selbst einen kleinen Jungen adoptiert hatte und gern wissen wollte, wann wohl der richtige Zeitpunkt ist, um ihm zu sagen, dass er nicht ihr leiblicher Sohn ist.
Meine Eltern waren immer offen mit dem Thema. Da wir uns äußerlich nicht ähneln, wäre es ohnehin nie möglich gewesen, es geheim zu halten. Sie haben immer ihr Bestes getan, um meiner Schwester und mir zu zeigen, wie sehr sie sich Kinder gewünscht haben. Meine Oma hat uns früher oft zum Einschlafen die Geschichte erzählt, wie wir mit einem riesigen Flugzeug nach Dänemark gekommen sind und wie glücklich alle waren, als sie uns endlich in den Armen halten konnten. Ich finde, das war eine wirklich schöne Art, damit umzugehen.
PS: Ich war früher absolut nicht der Typ, der im Flugzeug mit Fremden redet. Ganz im Gegenteil – ich habe mir so schnell wie möglich die Kopfhörer aufgesetzt und so getan, als würde ich schlafen. Aber das hat sich in den letzten Jahren verändert. Inzwischen fange ich sogar selbst Gespräche an – vorausgesetzt, die Person neben mir wirkt nett und offen.








