Tokio: Die Thunfischauktion auf dem Tsukiji-Fischmarkt – Mein letzter Besuch

Bevor der berühmte Tsukiji-Fischmarkt (der innere Fischmarkt) 2018 nach Toyosu verlegt wurde, war er einer meiner absoluten Lieblingsorte in Tokio. Der Markt war ein Paradies für Foodies – voller unglaublicher Sushi-Restaurants, Fischhändler und diesem rustikalen, leicht chaotischen Charme, den du sonst nirgendwo in der Stadt finden konntest. Der Tsukiji-Fischmarkt war nicht für Touristen gemacht, und die meisten Leute, die dort arbeiteten, Fische kauften und verkauften, waren sichtlich genervt von den Besuchern. Egal, wie vorsichtig du warst – sie ließen dich wissen, dass du im Weg warst. Und trotzdem war es ein faszinierender Ort, und ich bin sehr froh, ihn in seiner besten Zeit erlebt zu haben.

Bevor der Markt verlegt wurde, hatte ich die Gelegenheit, die legendäre Thunfischauktion in Tsukiji mehrmals mitzuerleben. Es war ein Spektakel am frühen Morgen – intensiv und absolut faszinierend. Aber es erforderte auch echte Hingabe. Besonders nachdem die Besucherzahl begrenzt wurde und man sich mitten in der Nacht anstellen musste, um ein Besucher-Ticket zu ergattern. Doch die Erfahrung war es wert – ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde.

Seit der Großmarkt nach Toyosu umgezogen ist, hat sich einiges verändert. Die Auktion findet zwar noch statt, aber in einer strukturierteren, distanzierteren Art und Weise. Ich war selbst noch nicht an der neuen Location, aber ich bin unglaublich dankbar, dass ich die ursprüngliche Thunfischauktion in Tsukiji in ihrer vollen Intensität miterleben konnte.

Das heißt aber nicht, dass das alte Tsukiji-Gelände heute langweilig ist. Ganz im Gegenteil: Die Gegend rund um den ehemaligen Fischmarkt ist immer noch ein fantastischer Ort. Der äußere Markt lebt weiter, und viele der ursprünglichen Restaurants und Fischstände servieren nach wie vor einige der frischesten Sushi- und Street-Food-Spezialitäten Tokios. Der innere Markt mag zwar weg sein, aber die Energie, die Aromen und die Geschichte sind geblieben.

Dieser Beitrag ist ein Rückblick auf einen meiner Besuche auf dem alten Tsukiji-Fischmarkt – zu einer Zeit, als man noch hautnah dabei sein konnte:

Ein letzter Blick auf die Thunfischauktion

Über viele Jahre gab es immer wieder Gerüchte, dass der Markt umziehen würde. Als es schließlich unausweichlich schien, wusste ich, dass ich die Thunfischauktion noch einmal sehen musste.

An einem Sonntagmorgen im April 2015 stellte ich meinen Wecker auf 1:30 Uhr – bereit für eine lange Nacht. Besucher mussten sich persönlich registrieren, und da nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen pro Morgen vergeben wurde, war frühes Erscheinen Pflicht. Die Registrierung begann offiziell um 5:00 Uhr, aber viele standen schon Stunden vorher an. Ich kam um 2:20 Uhr an und war die Nummer 9 in der Warteschlange. Um 3:10 Uhr waren bereits alle Besucherplätze vergeben. Jeder bekam eine leuchtend gelbe Weste – ein sicheres Zeichen dafür, dass man einer der Glücklichen war.

Um 3:00 Uhr durften wir in einen beheizten Warteraum im Registrierungsgebäude. Es gab keine Möbel, also saß man einfach auf dem Boden und wartete. Ich war in der ersten Besuchergruppe, und um 5:20 Uhr hieß es, dass wir dem Personal zum Auktionsgelände folgen sollten. Von einem abgesperrten Bereich aus konnten wir die Thunfischkäufer beobachten, wie sie die gefrorenen Thunfische inspizierten. Die Schwanzspitzen der Fische waren abgeschnitten, sodass man das Fleisch im Inneren sehen konnte. Einige Käufer probierten sogar das gefrorene Fleisch, um die Qualität zu beurteilen. Für die Spitzen-Sushi-Restaurants Tokios ist hochwertiger Thunfisch essenziell – und die Fähigkeit, den besten Fisch auszuwählen, erfordert Erfahrung und Können.

Dann begann die Auktion. Der Auktionator rief in einem atemberaubenden Tempo die Gebote aus, während die Käufer mit kaum erkennbaren Gesten ihre Gebote abgaben. Innerhalb weniger Sekunden konnte ein einziger Thunfisch für mehrere Millionen Yen verkauft werden. Es war vorbei, bevor man es richtig realisierte – aber es war absolut faszinierend.

Ich erinnere mich, wie ich dort stand und auf die Reihen gefrorener Fische starrte. Anstatt toten Thunfisch zu sehen, sah ich Berge von O-Toro (fetter Thunfisch) Sushi und Sashimi vor meinem inneren Auge. Mein Gehirn hatte die Realität der Auktion einfach übersprungen und war direkt beim Geschmackserlebnis gelandet. Stell dir vor, wie viel Sushi man aus nur einem dieser riesigen Thunfische machen kann!

Die Auktion dauerte weniger als eine Minute, aber es war ein echtes Highlight. Ich habe sogar ein kurzes Video gemacht, das du dir unten ansehen kannst.

Nach der Auktion gönnte ich mir ein Sushi-Frühstück in einem der winzigen Lokale am äußeren Markt. Kein schickes Restaurant, einfach ein simpler Teller Nigiri mit dem frischesten Thunfisch, Uni (Seeigel) und Ikura (Lachskaviar), den man sich vorstellen kann. Ein bisschen Sojasauce, eine Tasse grüner Tee – und das war’s. Pure Morgenmagie in Tokio.